„Vom Säugling bis zur Großmama, ein Leben lang Schlaraffia!“ - ein schöner Werbespruch aus den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Erdacht von einem Werbetexter, zigtausendfach gedruckt – auf Plakate, in Zeitungsanzeigen, Etiketten, was weiß ich noch.
Nebenbei führte dieser Werbetexter noch Operationen am offenen Herzen durch und bildete Unfallchirurgen aus. Glauben Sie nicht? Stimmt auch nicht! Habe ich mir gerade ausgedacht.
Aber – jetzt kommt etwas, das ich mir nicht ausgedacht habe:
Im Moment gibt es für Tierhalter in Österreich, Italien und Deutschland jemanden, der von 2003 bis 2018 als Prokurist und Strategic Project Manager bei einer „full - service Werbeagentur“ tätig gewesen ist und danach und nahtlos zum Berater von Tierhaltern avancierte und diesen nun erklärt, wie sie ihre Tiere vor den Übergriffen durch Wölfe und anderen großen Beutegreifer zu schützen haben.
Die Tatsache, das die Agentur, für die unser strategischer Projektmanager bis 2018 tätig gewesen ist, einmal (2004) den „Platz 2 in der Kategorie 'Corporate Design' beim großen Salzburger Landpreis für Werbung und Kommunikation“ belegte, war offenkundig die eine Säule, auf der die Zuwendungen der Europäischen Union in Höhe von fast fünf Millionen Euro fußen, die es für das ‚Herdenschutzprojekt‘ unseres Werbefachmannes gab, die andere Säule dürfte darauf erbaut worden sein, das unser werbender Prokurist seit 2014 Vorsitzender eines Vereines ist, der sich die „Wiederverwilderung“ von Kulturlandschaft auf die Fahnen geschrieben hat.
Die Mitgliederzahl dieses Vereines scheint nicht besonders spektakulär zu sein – sie konnte nicht ermittelt werden.
Was vielleicht auch eine Rolle bei der Zuteilung dieser Gelder gespielt haben könnte sind die offenbar schon vor dem Start ins harte Herdenschützerleben bestehenden, zarten Bande zwischen Werbewirtschaft und dem WWF Österreich, wie man dieser „Presseaussendung“ des WWF aus dem Jahr 2016 entnehmen kann. (Link / Klick)
Gemeinsam mit dem WWF beklagt dort unser wiederverwildernder Werber, das zu wenig Herdenschutz betrieben würde und das die Schafe das Buffet seien, an dem sich der Nahrungsopportunist Wolf bedienen würde. (Hierauf komme ich zum Schluss noch einmal, versprochen!)
Wie dem auch sei – Fakt ist, das hier der Verdacht entstehen kann, das der WWF einfach jemanden gesucht und gefunden hat, der – aus was für Gründen auch immer – auf das nicht lösbare Problem des Herdenschutzes losgelassen werden konnte.
Und wie sich das für jemanden gehört, der seine Naturverbundenheit schon mal dadurch zum Ausdruck bringt, das er sich an einem Schreibtisch im Grünen mit Computer und im Anzug vor alpiner Kulisse ablichten lässt, also genau so, wie man das als echter Naturbursche macht, geht man mit den Herdenschutztheorien bis ans Limit. Ach, was rede ich - da geht man dann mit seinem Herdenschutz dahin, wo es richtig weh tut.
Nämlich dorthin, wo keine Wölfe sind.
Und auch das habe ich mir nicht ausgedacht, immerhin bewirbt das LIFE Projekt LIFE19 NAT/AT/000889 die – bereits ausverkaufte - Veranstaltung „Herdenschutz mit Herdenschutzhunden, Hirtinnen und Hirten auf der Oberen Stilfser Alm“ wie folgt: „ ... im hochalpinen Gebiet im Nationalpark Stilfser Joch rund um den Ortler und dem Piz Chavalatsch. In dem Gebiet gibt es seit Jahren Wolfsichtungen und Risse.“
Äääh….ja. Das habe ich mir dann einmal genauer angesehen:
Zu diesem Zwecke war ich so frei, von jemandem, der das kann, die Karte der Wolfsrisse in dieser Gegend (roter Punkt = totes Haus- und Weidetier) mit der von Google Maps übereinander legen zu lassen. Und siehe da – 17 Kilometer bzw. 22 Kilometer, getrennt durch Berge, Täler, Straßen etc. - da gab es schon zwei (!) ganze Wolfsrisse.
Schaut man auf der gleichen Karte etwas weiter rechts unten, also dahin, wo alles rot und somit tot ist – da wäre eine solche Veranstaltung doch aussagekräftiger. Oder was denken Sie, lieber Leser?
Fakt ist, das ausweislich der erfassten Wolfsrisse auf der Stilfser Alm und in deren weiterer Umgebung (siehe wie vor!) keine Risse stattgefunden haben. Und an dieser Stelle gehe ich davon aus, das es technisch unmöglich ist, einen Radius von 10, 17 oder gar 22 Kilometern durch Behirtung und blaue Zäunchen frei von Wölfen zu halten.
Und selbstverständlich kann man sich dann irgendwo auf diese Alm, auf der noch nie ein Wolf in Erscheinung getreten ist und irgendetwas gerissen hat, hinstellen und eine adrette Schäferin und zwei, drei plusterpelzige Schmusehunde mit ein paar Netzzäunchen aufbauen und sagen: „Seht her, hier! So geht Herdenschutz! So muss das gemacht werden!“ Wo kein Wolf ist, da kann bekanntermaßen auch nichts passieren! Oder habe ich da einen Denkfehler?!
Ich für meinen Teil denke, das damit eigentlich (fast) alles gesagt ist. Aber – ich wollte ja zum Schluss noch auf etwas zurückkommen…
Unterstellen wir einfach einmal, unser LIFE - Millionär würde tatsächlich etwas ersinnen, was den (Achtung: Eigenaussage!) „Nahrungsopportunisten“ Wolf davon abhielte, an Haus- und Weidetiere zu gehen. Er würde sich dann – logischerweise - durch die Wälder fressen. Dabei wird er sich, weil unter diplomatischer Immunität stehend, exponentiell vermehren.
Das es die, von interessierter Seite oftmals ins Feld geführte „Selbstregulierung“ von Wölfen, bei deren Vorkommen in Kulturlandschaften nicht gibt, zeigt das Beispiel des deutschen Bundeslandes Niedersachsen wo binnen weniger Monate die Zahl der residenten Rudel von 39 auf 44 im Jahr 2022 korrigiert werden musste - Tendenz weiter steigend. Doch – was passiert, wenn diese Großraubtiere irgendwann nichts mehr finden, weil die Wälder leergefegt und die Haus- und Weidetiere unerreichbar geworden sind? Was frisst die nahrungsopportunistische Rewilding Ikone dann?
In diesem Sinne!
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