„In anderen Ländern klappt das mit den Wölfen!“ - das ist das, was gemeinhin von interessierter Seite in jedem Land Europas erzählt wird. In Deutschland wird Frankreich als leuchtendes Beispiel funktionierenden Herdenschutzes und des Zusammenlebens mit einem Großraubtier benutzt, in Österreich die Schweiz oder Rumänien. Und so diskutieren mit viel gefühlter Meinung und noch mehr Vehemenz in den sozialen Medien ganze Legionen von Zeitgenossen, die früher einmal „Wolfsblut“ gelesen haben und sich einen tollen Wolfs-Foto-Kalender an die Wand gehangen haben, mit denen, die an gestrigen Morgen wieder ein angefressenes Kalb oder vier tote Schafe von der Hausweide entsorgen mussten.
Überhaupt – „Wolfsblut“, Jack London, der Yukon und die USA. Das Land, in dem der Wolf das „Wunder von Yellowstone“ vollbrachte: Nachdem man dort Wölfe wieder ausgewildert hatte, verjüngte sich der Wald, die Bäume wuchsen wieder in den Himmel. Ein wahrer Schalmeienchor, der sich am Himmel des Wolfsbefürworters entfaltet… wäre da nicht einer der Urväter dieser Auswilderungsgeschichte, der inzwischen seinen heiligen Wolf vom Thron stürzte und stattdessen das Maskottchen einer recht bekannten Baumarktkette auf selbigen hievte: Den Biber!
Nachzulesen in einer recht trockenen Studie des Jahres 2012 – und natürlich auch nicht so schön und unterhaltsam anzuschauen wie ein Dokumentarfilm über Wölfe.
David Mech heißt der Autor dieser Studie, deren Veröffentlichung im Jahre 2012 für ihn unter anderem mutmaßlich den Verlust des Vorsitzes der „Wolf Specialist Group“ der IUCN zur Folge hatte. Die IUCN löste das Problem insofern elegant, als das diese Spezialistengruppe kurzerhand in die „IUCN SSC Canid Specialist Group“ integriert wurde – in der man Mech immerhin noch den Status eines Beraters einräumte.
Dennoch kommt am Namen David Mech niemand vorbei, der sich ein wenig mit der Wiederbesiedelung Europas mit Prädatoren beschäftigt, schließlich wurde er lange Zeit mit Luigi Boitani in einem Atemzug genannt und von Wolfsaktivisten frenetisch für seine frühen Arbeiten gefeiert, galt gar als der "Vater des Wunders von Yellowstone".
Mech ist nämlich ein studierter Wildbiologe, der bereits seit den 1960er Jahren Wölfe wirklich erforscht – und anscheinend auch verstanden hat - da er viele seiner ursprünglichen Thesen über Bord warf und einen durchaus realistischen Blick auf die Thematik entwickelte.
Erstmals hatte David Mech im Jahre 2008 für Empörung bei wolfsbegeisterten Aktivisten gesorgt, als er im Zuge einer gerichtlichen Anhörung zum (letalen) Wolfsmanagment der US-Bundesstaaten Idahoe, Montana und Wyoming und einer Klage von Wolfsschützern auf Erlass einer einstweiligen Verfügung, welche die Untersagung von Wolfsabschüssen zum Ziel hatte, im Rahmen einer eidesstattlichen Versicherung auf 22 Seiten zu folgenden Schluss kam, nämlich das
50 % aller lebenden Wölfe, zusätzlich zu denen, die an normalen Todesursachen versterben, durch menschliche Bejagung entnommen werden müssten, um eine Wolfspopulation auf einem stabilen Niveau zu halten, weiter: das man, um die Population zu reduzieren 70 % entnehmen müsse.
(Quelle / Klick): „The Outdoorsman, Bulletin Number 28, May 2008“
Übersetzung des Ausrisses aus dem Bulletin (Bild): Jedes Jahr im Frühjahr verdoppeln sich fast die meisten Wolfspopulationen durch die Geburt der Welpen [Mech 1970].
Beispielsweise werden es im Mai 2008 werden nicht 1.500 Wölfe sein, sondern 3.000! (Schätzungen der Wolfspopulation werden normalerweise an ihrem Nadir* im Winter durchgeführt. Dieser Ansatz dient dazu, konservative Schätzungen abzugeben und weiter abzusichern dass das Management konservativ bleibt).“
(* Nadir = Tiefster Punkt, Anm.d.Verf.)
Mech fuhr fort: „Wie oben angegeben, 28-50 % einer Wolfspopulation muss pro Jahr von Menschen getötet werden (zusätzlich zu der natürlichen Sterblichkeit), um eine Wolfspopulation stabil zu halten. In der Tat, die Beteiligten außerhalb des NRM*, beispielsweise Alaska oder die Yukon Terretorien versuchen, Wolfspopulationen zu reduzieren indem sie 70% pro Jahr auch unter Einsatz von Helikoptern und Flugzeugen töten" (Fuller et al. 2003). (NRM = staatliches Ressourcen Management, Anm.d.Verf.)
In späteren Publikationen schränkte Mech ein, das der günstige Erhaltungszustand für solche Maßnahmen erreicht sein müsse - in Europa dürfte dieser bereits mehrfach vollumfänglich überschritten sein, mit 17.000 Wölfen im Jahr 2018 - nicht im Jahr 2022 wie einige Medien momentan falsch behaupten - bei der wissenschaftlich anerkannten Reproduktionsrate von 30 % p.a. müssen wir aktuell von mindestens 34.000 Wölfen innerhalb der EU im Jahr 2022 ausgehen. - siehe hier:
Mech erkennt dass ordentlich geschossen werden muss.