Unsere amtierende Umweltministerin hat vor kurzem mit der Aussage aufhorchen lassen: „Wir haben eine Biodiversitätskrise und zur Biodiversität gehört der Wolf dazu“.
Wir stellen uns schon lange die Frage, was ist, wenn mit dem Wolf eine Art kommt, aber dadurch viele andere Arten um ihren Lebensraum beraubt werden und somit verschwinden. Wir haben uns bei berufserfahrenen Fachkapazitäten wie Umweltökologen Dr. Bohner, Diplombiologen Züger, Biologin Dr. Krüger zum Thema Biodiversität auf unsere Almen u.v.m. umgehört.
Die heutigen Kulturlandschaften Mitteleuropas haben sich weitgehend ohne den Einfluss von großen Fleischfressern wie Wölfe entwickelt. Studien zeigen, dass sich in sich fortlaufend dynamisch entwickelnden Ökosystemen die Zeit nicht zurückdrehen lässt. Oftmals richtet man mit solchen Vorhaben, wie „geschützte“ Ansiedelung von Raubtieren, mehr Schaden als Nutzen an.
Mit nahezu 4.500 Gefäßpflanzen stellen die Alpen eines der größten Biodiversitätszentren in Europa dar. Weiteres sind rund 500 dieser Arten endemisch, dh. sie kommen also ausschließlich nur in kleinen Gebieten in den Alpen vor wie zB. die Kärntner Wulfenie. Alpenregionen sind teils auch orchideenreiche Lebensräume. Orchideen zählen zu den Flaggschiffarten im Naturschutz. Orchideen sind auch Bioindikatoren für den Natürlichkeitsgrad von Pflanzengesellschaften und nicht die Wölfe.
In den Almgebieten gibt es Flächen wo auf 50m² erstaunliche 96 verschiedene Pflanzenarten vorkommen können. Eine weitere Tatsache ist, je mehr Pflanzenarten auf einer Almfläche, desto höher ist auch die Anzahl an Insekten. Als Faustregel gilt: auf einer Pflanzenart kommen bis zu 10 Insektenarten vor. Diese blütenreichen Almweiden sind auch wertvolle Rückzugsorte für bedrohte Insekten, Schmetterlinge, Kleintiere und viele seltene Vogelarten wie zb. der Vogel des Jahres 2023 das Braunkehlchen. All diese einzigartige Vielfalt konnte sich durch die standortangepasste Bewirtschaftung durch die Bauern entwickeln.
Die Weidetiere spielen hierbei eine Schlüsselrolle. Durch den ständigen Nährstofftransport durch die Weidetiere zwischen Almflächen entstehen immer wieder kleine neue Lebensräume. Das Almvieh hat auch eine große Bedeutung beim Transport von Pflanzensamen, wodurch der Artenreichtum zusätzlich gefördert wird. Auch werden die im Boden vorhandenen Samen trittbedingt zum Keimen angeregt. Aus diesen Gründen ist die Almbeweidung durch unsere Weidetiere zur Steigerung und Erhaltung dieser einzigartigen Artenvielfalt nicht wegzudenken. Im Gegenteil um bestehende Almwiesen zu erhalten braucht es wieder mehr frei weidende Weidetiere wie Schafe und Rinder auf unseren Almen und keine Wölfe.
Es ist unumstößliches Faktum, das bei Verlust an Almflächen aufgrund von Rückgang der Bewirtschaftung es unterhalb der klimatischen Waldgrenze zu einem Verlust an Lebensräumen, zu einer Verminderung an Pflanzenarten und Pflanzengesellschaften und folglich auch zu einem Attraktivitätsverlust der Landschaft kommt. In Wildnisgebieten dominieren meist nur ein paar starke Arten und verdrängen somit eine Vielzahl an Arten. Aufgegebene Almflächen werden rasch von invasiven Arten wie zB. Grünerlen überwuchert und in dichtem Gebüsch reduziert sich massiv die Pflanzen- und Insektenvielfalt bis um 50%. Gebüsch verbrauchen um 20-25% mehr Wasser als artenreiche Blühwiesen.
Wir halten fest: aktiver Naturschutz ist ein ständiges Abwiegen der Ansprüche von Arten und braucht u.a. teils auch ein bewusstes zielgerichtetes positives Lenken seitens des Menschen. Das von einigen Naturschutzorganisationen gezeichnete Bild, NUR Wildnis ist intakte Natur mit Artenvielfalt ist schlichtweg falsch! Geraden in den Almgebieten ist diese Artenvielfalt von Menschenhand gemacht und muss von Menschhand geschützt werden.
Die Alm- und Berggebiete haben in Österreich einen sehr hohen Stellenwert und nehmen rund ein Fünftel der Österreichischen Fläche ein. Nicht nur, dass in diesen einzigartigen Regionen einmalige Lebensmittel produziert werden, es bietet für Millionen von Menschen ein Erholungsgebiet, hat eine enorm wichtige Schutzfunktion für die besiedelten Täler und stiftet über Generationen Identität und verbindet von Frankreich bis in den Osten Österreichs 18 Millionen Menschen in einer Region. Dieser Biodiversitäts-Hotspot Alpenraum hat sich durch das Fehlen von Großraubtieren durch ein harmonisches Miteinander von Natur, Weidetieren und Menschen entwickelt!
Zusammenfassend gesagt, um diese einzigartige Kulturlandschaft Alpenraum mit Ihrer besonderen Artenvielfalt zu erhalten braucht es Bauern und Weidetiere. Bereits viel Herausforderungen haben den einen oder anderen Almbauern zu Aufgabe Ihrer Almflächen gebracht. Aber es gibt in Österreich noch mehr als 9.000 Almen wo 32.000 Bauern Ihre Weidetiere im Sommer auftreiben. Das gilt es zu schützen und zu stützen. Es dürfen keine weiteren Erschwernisse mehr hinzukommen. Bergbauern und Weidetierhalter sind Kämpfer unter dem Auge Gottes und es braucht viel um aufzugeben. Aber es steht fest, die Herausforderung WOLF ist eine zu viel. Das bricht vielen Betrieben das Genick. Der psychische Stress, die tägliche Angst vor Wolfsangriffen, den jeder, wirklich jeder, Weidetierhalter in einer Wolfsregion ausgesetzt ist, die relative Wirkungslosigkeit von Herdenschutzmaßnahmen, abgesehen von oft technischen wie finanziellen Unmöglichkeit, das Trauma bei einer erfolgten Wolfsattacke auf seine Herde, das lässt die wehrhafteste Bauernfamilie kapitulieren.
Warum sich unsere grüne Umweltministerin, welche alles erdenkliche zum Erhalt dieser Artenvielfalt in unseren Alpenregionen tun müsste, sich von der Wolfslobby vor den Karren spannen lässt, ist mit logischem Menschenverstand nicht nachvollziehbar. Es gibt auch zu denken, das nur 11 europäische Umweltminister und Ministerinnen sich Ihrer Meinung anschließen - darunter Länder wie Irland, Zypern, Luxemburg, Portugal, Länder die nichts mit Almbewirtschaftung am Hut haben.
Ihre grüne Wählerschaft hat sich eine umsichtig, demokratisch agierende Ministerin verdient und nicht ein, welche mit verkürzten Angstbotschaften in die Irre führt und durch den verfehlten Wolfsschutz Totengräberin der artenreichen Alpenregionen ist. Wir fragen uns mit welchem demokratischen Mandat sie das macht?
Insofern können wir von Save The Alps dem Tiroler Landeshauptmann-Stellvertreter Dornauer nur beipflichten, wenn er sagt:
„Ministerin Gewessler in diesem Schlüsselressort weiterhin zu dulden, zeugt von politischer Verantwortungslosigkeit!“
Euer Save The Alps Team – Wir halten zusammen!
Quellenangaben:
Dr. Andreas Bohner, wissenschaftlicher Leiter der Abteilung Umweltökologie, HBLFA Raumberg-Gumpenstein
Diplombiologe Marcel Züger; vgl.: https://schweizerjaeger.ch/aktuell/aktuelle-ausgabe/?fbclid=IwAR0cyvsX5BMw0nbMzTyNZe9b5N5WKDFY5NMyrEDAkSnWKoM_xk8dLMLXu0Q abgerufen am 2.2.2023
Grüner Bericht 2021; https://gruenerbericht.at/cm4/jdownload/download/2-gr-bericht-terreich/2393-gb2021 abgerufen am 2.2.2023
LFI – Almwirtschaftliches Basiswissen; https://www.almwirtschaft.com/images/stories/neuigkeiten/2015/fachunterlagen_almwirtschaft/01_Almwirtschaftliches_Basiswissen_2020_pdf.pdf?type=file abgerufen am 2.2.2023
Biologin Dr. Krüger; https://www.jaegermagazin.de/jagd-aktuell/woelfe-in-deutschland/10-maerchen-zum-thema-wolf-im-faktencheck/ abgerufen am 2.2.2023
Universität Innsbruck, „Artenvielfalt im Alpenraum bewahren“; https://www.uibk.ac.at/de/newsroom/2017/artenvielfalt-im-alpenraum-bewahren/ abgerufen am 2.2.2023
Felix Jauch, Gastkommentar „Wölfe schaden der Artenvielfalt und dem Klima“ im Tagesanzeiger; https://www.tagesanzeiger.ch/woelfe-schaden-der-pflanzenvielfalt-und-dem-klima-507587256883 abgerufen am 2.2.2023
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